I Vorwort des Verfassers
II Geschichte des Heidbundes von 1895 bis 1970

1) Gründung und erstes Jahr
2) Spätere Jahre bis 1970
3) Haidbund und Heidbund
4) Heidbundring und Heidbundzirkel
5) Schülervereine am Gymnasium
6) Die "Bude", das "Heidehaus" und das Heidbundheim"
7) Die Leitung des Heidbundes
8) Convente
9) Kneipen
10) Sonstige Beschäftigungen im Heidbund und das Auftreten seiner Mitglieder
11) Verfassungen, Satzungen, Bestimmungen, Biercomments

III Nachwort des Vorsitzenden des Altherrenverbandes und der Aktivitas

IV Archiv

Band 1 Texte der Verfassungen, Satzungen, Bestimmungen und Biercomments

Band 2 Aufstellungen

a) Mitglieder-Verzeichnisse des Heidbundes 1895-1970
b) Verzeichnis der Vorstandsmitglieder der Aktivitas und des Altherrenverbandes 1895-1970
c) Verzeichnis der Ehrenmitglieder
d) Liste der Gefallenen beider Weltkriege
e) Aufstellungen über Convente, Kneipen und andere Veranstaltungen des Heidbundes
f) Aufstellungen über den Lesestoff bei den Conventen

Band 3 Semesterberichte und Rundschreiben

Band 4 Urkunden, Dokumente, Zeitungsberichte, Briefe

Band 5 Photographien

Die Original-Archive I II III

Geschichte des Heidbundes
I Vorwort des Verfassers

Schon lange Zeit bestand der Wunsch, die Geschichte des Heidbundes zu schreiben. Beim 30. Stiftungsfest am 25.09.1925 stellte A.H. Klie den Antrag: "Für die Abfassung einer Geschichte des Heidbundes zum 35. Stiftungsfest zu sorgen." Dabei ist es geblieben; denn es fand sich keiner, der diese Arbeit übernehmen wollte. Nur unser A.H. E.M. Siebrecht hat ernstlich daran gearbeitet. Er hat alle Protokolle bis zum Jahre 1960 durchgelesen und sich Aufstellungen daraus gemacht. Das war schon eine sehr große Arbeit. Sie war mir eine sehr wertvolle Hilfe. Seine Aufstellungen bezogen sich auf sämtliche kleinen und großen Convente, alle bis 1960 gelesenen Stücke, Namen der Vorstandsmitglieder dieser Zeit und alle Veranstaltungen, getrennt nach Stiftungsfesten, Maibowlen, Weihnachtskneipen und anderen Arten. Ich habe sie im Original im Archiv Band 2 (Aufstellungen) einsortiert und anschließend bis 1970 ergänzt, soweit mir dafür Unterlagen zur Verfügung standen.
Zu einer Zusammenfassung seiner Unterlagen ist Siebrecht nicht mehr gekommen. Wenn ich vorher geahnt hätte, wieviel Arbeit es kosten würde, hätte ich vielleicht nicht den Mut dazu gehabt. Ich hatte es aber nun einmal versprochen, als ich meinen Vorsitz des Altherrenverbandes in jüngere Hände legte und wollte mein Versprechen auch einlösen.
Alles, was in den 75 Jahren seit der Gründung im Jahre 1895 bis 1970 im Heidbund geschehen ist und festgehalten wurde, mußte ich sorgfältig durchlesen und das Wesentliche in die Geschichte einarbeiten. Wenn ich es nun geschafft habe, glaube ich, nachträglich gesehen, daß es nicht nur die Geschichte des Heidbundes geworden
ist, sondern ein Denkmal wurde, daß ich damit unserem unvergeßlichen Friedrich Siebrecht setzen konnte. Was dieser großartige Freund des Heidbundes für diesen getan hat, kann wohl kaum einer so gut ermessen wie ich, der ich alle Protokolle, Rundschreiben und Aufzeichnungen durchgearbeitet habe. Mag seine äußere Erscheinung vielleicht manchen Menschen befremdet haben, sein goldenes Herz und sein nie erlahmender Idealismus für den Heidbund waren einmalig! Meine Verehrung dieses Mannes ist, obwohl ich schon viel zu seinen Lebzeiten von seinem Einsatz wußte, nach seinem Tode noch stark gewachsen.
So soll auch diese Geschichte des Heidbundes ihm gewidmet sein!
Die eigentliche Geschichte des Heidbundes, einschließlich, des Vorwortes des Verfassers und des Nachwortes des derzeitigen Vorsitzenden des Altherrenverbandes und des Präsidenden der Aktivitas, ist gedruckt worden und wird an alle Mitglieder des Altherrenverbandes gesandt. Darüber hinaus soll zukünftig jeder Heidbündler, der als Alter Herr in den Altherrenverband aufgenommen wird, bei der Aufnahme ein Exemplar erhalten.
Das Heft enthält außer dem Text nur wenige Bilder, die mir für die Geschichte des Heidbundes wesentlich erscheinen: Das Bild unseres Ehrenvorsitzenden des Altherrenverbandes und Ehrenmitgliedes des aktiven Heidbundes. Friedrich Siebrecht, und die Bilder die "Bude", das "Heidehaus" und das "Heidbundheim". Ich glaube, daß das genügt.
Auch eine Liste aller Mitglieder von der Gründung an bis 1970 ist dieser Geschichte des Heidbundes beigefügt. In chronologischer Reihenfolge (Mitgliedsnummern) erhält sie alle wichtigen Angaben. soweit ich sie ermitteln konnte. Die Adressen, die sich dauernd ändern, habe ich natürlich weggelassen. Die Berufsbezeichnung mag sich inzwischen geändert haben. Ich habe sie nach bestem Wissen eingesetzt.
In einer Holztruhe, die den Namen und den Zirkel des Heidbundes trägt, werden die Unterlagen zu dieser Geschichte aufbewahrt, also die Texte der Verfassungen, die Aufstellungen der Mitglieder, Vorstandsmitglieder und Ehrenmitglieder, die Liste der Gefallenen der beiden Weltkriege, die Aufstellungen der Veranstaltungen im Heidbund und die Lesestoffe von 75 Jahren. Auch die Semesterberichte der Aktivitas und die Rundschreiben des Altherrenverbandes an seine Mitglieder sind, soweit vorhanden, in einem Ordner gesammelt. Ein weiterer Ordner ist für Urkunden, Zeitungsausschnitte und interessante Briefe eingerichtet. Auch die vorhandenen Briefe sind, soweit sie nicht in einem Protokollbuch eingeklebt waren, in einem gesonderten Ordner gesammelt. Alle diese Unterlagen in der Truhe sind das eigentliche "Archiv". Sie sollten dort auf jeden Fall zusammengehalten und beim jeweiligen Vorsitzenden des Altherrenverbandes aufbewahrt werden. Bei größeren Stiftungsfesten können sie einmal gezeigt werden, wie das bei Siebrecht auch geschah. Wer sich besonders dafür interessiert, kann natürlich Einsicht nehmen, aber ein Ausleihen sollte man möglichst vermeiden, damit nichts verlorengehen kann. Natürlich liegen in dieser Truhe auch die Originale der sogenannten "Archive" I, II, III, die eigentlich "Protokollbücher" hätten heißen müssen.
Wenn in vielleicht 25 oder 50 Jahren eine Fortsetzung der Heidbundgeschichte geschrieben werden sollte, kann auf diese Unterlagen zurückgegriffen und aufgebaut werden. Dazu gehört allerdings, daß alle künftigen Aufzeichnungen, Protokolle und Dokumente an der betreffenden Stelle eingeordnet werden, um die bisherigen Unterlagen zu vervollkommnen.
Ich möchte am Schluß den Alten Herren meinen besonderen Dank aussprechen, die mir bei der Abfassung mit Rat und Tat geholfen haben und zuletzt Korrektur gelesen haben: A.H. E. M. Otto Klaebisch, A.H. Wilhelm Wulkop, A.H. Dr. Hermann Weyland A.H. E. M. Klaus Luetkens, A.H. Dieter Betz, A.H. E. M. Peter Dobberkau und A.H. Detlef Sagebiel I.
Möge der Idealismus, der die Heidbündler in vergangenen Zeiten beseelt hat, auch in kommenden Generationen erhalten bleiben?
Mögen auch die Bande der Freundschaft, die innerhalb des Heidbundes für das ganze Leben geschlossen sind, bestehen bleiben und sich bei den neuen Generationen fortsetzen!
Ich wünsche dem Heidbund, der Aktivitas und den Mitgliedern des Altherrenverbandes, für die Zukunft weiter eine gute und erfreuliche Entwicklung.

Heidbund vivat, crescat, floreat!
Oskar Trüller, Celle, Stiftungsfest 1971

II 1) Gründung und erstes Jahr

Im Jahre 1895, zu einer Zeit also, als im Kaiserreich Deutschland nach einem gewonnenen Kriege tiefster Friede herrschte, wurde am Königlichen Preußischen Gymnasium zu Celle der Schülerverein "Haidbund" ins Leben gerufen.
Celle, eine reizende alte Kleinstadt mit rund 10.000 Einwohnern, war damals noch nicht an die Staatsbahn angeschlossen, und die spätere "Kleinbahn", die Celle mit Orten der Lüneburger Heide verbinden sollte, existierte noch nicht. Auch gab es noch keine Straßenbahnen, Omnibusse oder Personenkraftwagen. Alle Wege mußten "per pedes apostolorum" oder mit dem Fahrrade gemacht werden. Was gab es damals schon an Unterhaltungen? Manchmal ein Theaterstück oder Konzert in den damaligen Kaffeegärten "Petersburg" oder "Berggarten'! Kino, Radio oder gar Fernsehen kannte man noch nicht. Celle führte also ein recht beschauliches Dasein. Das Königliche Gymnasium war eine sehr angesehene höhere Schule auf humanistischer Grundlage und der Gymnasialdirektor und seine Professoren gehörten zu den Honoratioren der Stadt Celle.
Die ersten Gedanken zur Gründung eines "Conventes' wurden von Leo Ubbelohde gegenüber seinem Mitschüler Erich Zweigert in der damaligen "Siegfriedschen Konditorei am Großen Plan (später Kaffee Kieß) geäußert.
Der Gedanke zündete und man ging sofort an seine Verwirklichung.
So faßten im Herbst des Jahres 1895 mehrere Schüler der Obersekunda des Gymnasiums den Entschluß, "auf irgendeine Weise einem oft empfundenen Mangel an angemessener Beschäftigung für die Sonntage der Wintermonate abzuhelfen". Das war der Wortlaut der Einleitung zu einem Protokoll, das nachträglich als das "Gründungsprotokoll des Haidbundes" bezeichnet wurde. Es wurde unterschrieben von den sieben Gründern:
Leo Ubbelohde, Wilhelm Ubbelohde, Friedrich Sostmann, Georg Wüstmann, Erwin Backhaus, Erich Zweigert und Fritz Zimmermann
sowie von Franz Scheller, der Weihnachten 1895 für den nach Leipzig verzogenen Erich Zweigert eintrat.
Nach sorgfältiger Auswahl unter den Schülern der obersten drei Klassen wurde ein Kreis gebildet, der, in Anlehnung an den Göttinger Dichterbund "Hainbund", den Namen "H a i d b u n d" tragen sollte.
Die erste offizielle Zusammenkunft fand am 20. 0ktober 1895 statt. Hier wurde die Gründung beschlossen und die ersten "Bestimmungen" erlassen. Dieses Datum wurde als Gründungsdatum festgelegt.
In diesen Bestimmungen wurde festgesetzt, daß sich der Haidbund jeden Sonntag abwechselnd in den elterlichen Wohnungen der einzelnen Mitglieder versammelt, wo in gänzlich ungezwungener Form, also ohne Präsidium, einige Stunden gemeinsamer Unterhaltung aus allen sich darbietenden Gebieten der Kunst und Wissenschaft zugebracht werden sollten.

II 2) Spätere Jahre bis 1970

Bei der Gründung hat wohl keiner geglaubt, daß der Heidbund sich so entwickeln würde, wie es tatsächlich geschah. Zunächst bestand er nur aus Schülern der drei obersten Klassen. Als die ersten Mitglieder nach bestandenem Abitur die Schule verließen, ergab es sich von selbst, daß man die Verbindung zueinander nicht abreißen lassen wollte. Man ernannte diese abgehenden Mitglieder zu "Alten Herren". Der erste Alte Herr wäre eigentlich der Mitgründer Erich Zweigert gewesen, dessen Eltern zu Weihnachten 1895 nach Leipzig zogen, so daß der Sohn vorzeitig das Gymnasium verlassen mußte. 0ffiziell wurde aber dieser Ausdruck erst Ostern 1899 gebraucht, als der Oberprimaner Georg Wüstmann, auch ein Mitgründer, nach bestandenem Abitur aus der Aktivitas ausschied. Erst im April 1904 beschloß man, diese Alten Herren, die sich immer noch mit der Aktivitas verbunden fühlten, in einem "Altherrenverband des Heidbundes" zusammenzufassen. Nach Genehmigung der ersten Satzungen des Altherrenverbandes durch den Direktor traten sie am 20.10.1904 in Kraft.
Es ist immer wieder erstaunlich, daß man schon in den ersten Jahren nach der Gründung jede Veranstaltung innerhalb des Heidbundes protokollarisch festgehalten hat. Diese Protokolle wurden in einem festgebundenem braunen Buch aufgezeichnet, das man "Archivum" nannte. Die Protokolle, die mit einer kurzen Unterbrechung von dem jeweiligen Schriftwart bis heute regelmäßig geführt wurden, ermöglichten es überhaupt erst, die Geschichte des Heidbundes zu schreiben. Hinzu kamen die Semesterberichte der Aktivitas an die Alten Herren und später die Berichte des Altherrenverbandes an seine Mitglieder. Auch diese sind fast vollständig erhalten. Es ist ein ganz großes Verdienst unserer hochverehrten Alten Herren und Ehrenvorsitzenden Friedrich Siebrecht, alle diese Unterlagen sorgfältig aufbewahrt zu haben.
Zwei weitere Mitglieder haben sich ebenfalls um den Heidbund verdient gemacht und weit über ihre aktive Zeit hinaus sich für ihn eingesetzt. Der Gründer Leo Ubbelohde, den man am 14.02.1903 zum Ehrenmitglied (E.M.) ernannte und Werner Graten, dem diese Ehrung schon am 21.06.1902 verliehen wurde. Letzterer ist auch der Verfasser des 4. Verses des Heidbund-Liedes "Burschen heraus"!
Die ersten Rundschreiben wurden noch mit der Hand geschrieben und gingen von Hand zu Hand. Leider ist dabei das erste Rundschreiben, von dem im zweiten Rundschreiben die Rede ist und das vermutlich 1902/03 hinausging, verlorengegangen. Es war ein großer Fortschritt und eine Erleichterung, als dem Heidbund 1905 vom Altherrenverband des Heidbundes ein Hektographier-Apparat geschenkt wurde. Nun konnte jeder Alte Herr sein Rundschreiben behalten.
Es gab immer einmal in der Geschichte des Heidbundes Schwierigkeiten, Mitglieder zu bekommen. So berichtet z.B. die Chronik, daß 1903/04 nur 4 aktive Mitglieder im Heidbund waren. Aber immer wieder gelang es ihm in allen den 75 Jahren seiner Geschichte, aus dieser Not herauszukommen.
1899 bis 1903 spielte sich das Hauptleben des Heidbundes in der sogenannten "Bude" ab, einem Zimmer, das die Eltern der Mitglieder Alfred und Werner Grahn an der Stechbahn Nr.13 neben dem Museum dem Heidbund zur Verfügung gestellt hatten. Als dieser Versammlungs- und Kneipraum wegen des Museumsneubaues geräumt werden mußte, wurde die Gastwirtschaft "Löhr" in Klein-Hehlen das Stammlokal. Auch dieser Name kommt in der Chronik immer wieder vor, wenn von besonders gut gelungenen und oft feuchtfröhlichen Festen dort berichtet wird. Später übernahm der Gastwirt Niemann das Lokal, bis es 1961 abgerissen und an seiner Stelle eine Zweigstelle der Stadtsparkasse errichtet wurde. In der "Bude" und auch bei Löhr wurden noch zünftige Kneipen abgehalten, wobei das Bier aus dem Faß gezapft und von den Füchsen verteilt wurde. Wenn auch in späteren Jahren noch Kneipen veranstaltet wurden, so konnten sie zwangsläufig nie wieder so vollkommen sein wie damals, abgesehen davon, daß die Zeit für Kneipen langsam aber sicher zu Ende ging.
Das erste große Stiftungsfest, das zum zehnjährigen Bestehen des Heidbundes im Herbst 1905 begangen werden sollte, mußte um ein Jahr verschoben werden, weil ein Mitglied einen Unglücksfall mit tödlichem Ausgang erlitten hatte.
Am 1.04.1908 besuchte erstmalig der Direktor des Gymnasiums, Herr Professor Dr. Niemann, eine Heidbundkneipe. Die Chronik weist nach, daß Direktor Niemann bis zu seiner Pensionierung 1923 mit Ausnahme de Kriegsjahre oft an Veranstaltungen des Heidbundes teilgenommen hat. Sein Interesse wurde auch dadurch dokumentiert, daß er einen seiner Söhne Mitglied werden ließ. Für das Ansehen des Heidbundes spielte es immer eine große Rolle, daß der "Chef" und andere Herren des Lehrerkollegiums Heidbundveranstaltungen besuchten. Sicherlich sind auch einmal Spannungen zwischen ihm und der Aktivitas aufgetreten. Sie konnten aber immer wieder ausgeglichen werden.
Die erste Satzung (Verfassung), die sich die Heidbund-Aktivitas gab, trat am 17.08.19 01 in Kraft und umfaßte 36 Paragraphen. Bis dahin galt das Gründungsprotokoll und verschiedene "Bestimmungen", die das Leben innerhalb des Heidbundes festlegten und im "Archivum" eingetragen wurden. Es hat im Laufe der Jahre viele Bestimmungen. Verfassungen und Satzungen gegeben. Im Abschnitt II 11) wird das noch etwas ausführlicher, soweit es von Interesse für die Geschichte des Heidbundes ist, behandelt. Die Zeit ging eben weiter, die Anschauungen wandelten sich und dementsprechend veränderten sich auch die Satzungen.
In der Chronik vom 26.09.1909 wird erstmalig vom "Burschenprüfungen" gesprochen, die die Füchse ablegen mußten, um diesen Rang einnehmen zu können. Wenn auch schon im Protokoll vom 17.09.1902 erwähnt wird, daß der Präside erstmalig eine Fuchsenstunde abgehalten hat, und offenbar danach regelmäßig Fuchsenstunden stattgefunden haben, so erscheint die Bezeichnung "Fuchsmajor" erst in den Satzungen von Michaelis 1908, wonach der Fuchsmajor der dritte Mann im Vorstand sein sollte. Später rückt der Fuchsmajor, wie es im Protokoll vom 08.05.1913 steht, an die zweite Stelle und ist von da ab der Stellvertreter des Vorsitzenden. Auch ein Bierkomment hat seit 1905 bestanden, der im April 1910 geändert wurde.
Beim 15. Stiftungsfest 1910 wurde erstmalig außer einer Kneipe auch ein Ball in der Städtischen Union in das Festprogramm mit aufgenommen, der großen Anklang fand.
Am 26.11.1911 wurde die Anschaffung der Klavierausgabe des Allgemeinen Deutschen Kommersbuches beschlossen.
Auf einem Großen Convent (M. C.) am 10.05.1912 wurde beschlossen, für 15,00 RM einen alten Schafstall in Wittbeck zu pachten. Da er aber nicht geeignet erschien, wurde ein Schafstall in der Nähe gemietet, in eigener Regie gesäubert und für Heidbundzwecke eingerichtet. Am 15.06.1912 wurde er mit einer Maibowle feierlich eingeweiht. Er erhielt den Namen "Heidehaus".
Am 27.09.1913 überbrachte ein Vertreter des Altherrenverbandes der Aktivitas ein prachtvolles Trinkhorn als Geschenk.

Kriegsjahre 1914 bis 1918

Mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges und im Verlauf desselben veränderte sich auch mancherlei im Heidbund. Der Ernst des Krieges und die damit verbundenen Einschränkungen wirkten sich auch hier stark aus. In dieser eingeschränkten Form aber blieb das Leben im Heidbund erhalten.
Nach Kriegsausbruch (02.08.1914) machten 5 Oberprimaner ihr Notexamen und meldeten sich als Kriegsfreiwillige bzw. Fahnenjunker, darunter auch einige Heidbündler.
Ein für die Schule wichtiges Ereignis fiel in die Kriegsjahre: Im Januar 1916 wurden die Räume des Gymnasiums von der Westcellertorstraße in ein neues Gebäude an der Magnusstraße verlegt. In feierlichem Zuge zogen alle Schüler in das neue helle und für damalige Verhältnisse geräumige Gebäude ein.
Wenn auch während des Krieges für den Heidbund bei seinen Conventen die Beschäftigung mit der Literatur in einigermaßen gleichmäßigem Umfange erhalten blieb, so war doch der sonstige Betrieb starken Beschänkungen unterworfen. Alle großen Festlichkeiten fielen aus. Das Bier verschlechterte sich und fiel schließlich ganz weg. Die Lebensmittelmarken erlaubten keine Puddingschlachten mehr und im letzten Kriegsjahre durften auch keine Radtouren mehr gemacht werden, da für Zivilisten wegen des Gummimangels das Radfahren verboten war. Eine in der Chronik vom 29.04.1917 eingetragene Begebenheit kennzeichnet vielleicht am besten die damalige Lage: "Spaziergang nach Hambühren, wo es außer einem recht mäßigen Kaffee auch noch zur allgemeinen Freude eine halbe Schnitte Brot ohne Brotmarken gab, allerdings mit undefinierbarem Aufstrich."
Am 20.9.1915 wurde A.H. E.M. Friedrich Siebrecht zum Vorsitzenden des Altherrenverbandes gewählt, ein Amt, das er treu und gewissenhaft volle fünfzig Jahre eingenommen hat.
Unser alter Siebrecht hatte, als er ins Feld ziehen mußte, sich in nie verzagender Art bemüht, die Verbindung zum Heidbund und zu den anderen Alten Herren aufrechtzuerhalten. In insgesamt 8 Kriegsrundschreiben, die leider nicht mehr alle erhalten sind, sammelte er die Nachrichten von den im Felde stehenden Heidbündlern, erzählte von ihren Schicksalen, von den Schlachten, an denen sie teilgenommen hatten, von ihren Beförderungen und Auszeichnungen, von ihren Verwundungen oder von ihrem Tode, mit dem sie ihre Treue zur Heimat besiegelt hatten. Manche Briefe hat er bekanntgegeben, auch wohl einmal von den schwergeprüften Eltern, die ihren hoffnungsvollen Sohn hergeben mußten. Keine Rundschreiben und später keine Veranstaltungen im Heidbund vergingen, bei denen er ihrer nicht in ehrenden und herzlichen Worten gedacht oder bei besonderen Gelegenheiten Kränze auf ihr Grab gelegt hätte.
Aus seinen sorgfältigen Aufzeichnungen, aus der Chronik und den Rundschreiben ergibt sich, daß der Heidbund im ersten Weltkriege 15 Gefallene und in Spanien 2 Gefallene zu beklagen hatte. Nicht festzustellen ist, wieviele Heidbündler Schäden an Leib und Seele für ihr ganzes Leben davongetragen haben.
Ehre und Dank sei ihnen auch an dieser Stelle dargebracht!
Das Archiv (IV Band 2) enthält eine namentliche Aufstellung der Verluste beider Weltkriege.
Als mit der Revolution von 1918 der entsetzliche Krieg zu Ende gegangen war und nach und nach die Soldaten in die Heimat zurückkehrten, fanden sie Vieles verändert und mußten sich erst ganz langsam in alles hineinfinden. Noch waren die Wunden nicht verheilt und viele mußten ganz von vorn anfangen. Das Kaiserreich war nicht mehr, und die Deutsche Republik mußte sich erst in bitteren Auseinandersetzungen festigen. Auch dem Heidbund waren tiefe Wunden geschlagen. Viele seiner Besten waren gefallen, verwundet oder noch in Gefangenschaft. Vieles, für das sie hinausgezogen waren, gab es nicht mehr und Vieles zerbrach in ihnen,
Mit der Beendigung des Krieges ließ die Not nur langsam nach. Es begann nun die furchtbare Zeit der Geldentwertung, der Inflation. Nur wer diese Zeit unmittelbar miterlebt hat, kann richtig ermessen, wie niederdrückend sie war und welche neue Not über uns hereingebrochen war. Vielleicht sind die folgenden Begebenheiten kennzeichnend für diese Zeit, die in den Protokollen des A.H.V. festgehalten wurden:
In einem Antrag des A.H.V. im Rundschreiben für das Wintersemester 1922/23 wird gefordert: "Der Jahresbeitrag wird festgesetzt auf den Wert von mindestens einer halben Silbermark für Mitgliedschaft bis 10 Jahre und von mindestens einer Silbermark für eine Mitgliedschaft von länger als 10 Jahren". Der Kurs der Mark betrug zu dieser Zeit etwa 10.000,-- Mark. Die Aktivitas bittet am 21.06.1923 für das Stiftungsfest 1923 um Spenden im Werte von m i n d e s t e n s 10 Fernbriefmarken (z.Zt. 20.000,- Mark). Der Beitrag der Aktivitas betrug im August 1923 500,-- Mark.
Als Siebrecht für das Jahr 1923 den Kassenbericht für den A.H.V. brachte, wurden die Einnahmen und Ausgaben mit je 15.600.103.270.646,-- Mark angegeben, d.h. mit über 15 Billionen! Heute einfach unvorstellbare Zahlen! Nach Beendigung der Inflation betrug der Kassenbestand am 31.03.1924, 15,20 Rentenmark. Auch der Heidbund hatte also alles verloren.
Im Sommer 1919 wurde die erste gemeinsame Kneipe seit 5 Jahren mit dem "Quickborn" veranstaltet.
Die erste Heidbundkneipe fand auf Wunsch der Altherrenschaft bei "Tante Ida" statt, einer recht gemütlichen Gastwirtschaft am Bahnhofsplatz. Tante Ida war Frau Ida Deichmann, eine insbesondere in Juristenkreisen sehr beliebte und angesehene alte Dame, die viel Herz und Verständnis für die oftmals finanzschwachen Referendare hatte und manchen Betrag nur "ankreidete". Hier verlebten die Heidbündler manche fröhliche Stunden. Am 15.08.1923 schloß sie für immer ihre gastlichen Räume. Im April 1945 ging das ganze Gebäude im Bombenhagel in Trümmer.
Das 25. Stiftungsfest 1920 wurde wieder festlich im damaligen "Allerklub" begangen. Erstmalig wurde hier der Heidbundzirkel in etwa 80 cm Höhe aus Draht gebunden und mit Heide umflochten. Er existiert heute noch, in jedem Jahr mit frischer Heide geschmückt.
Im April 1922 wird im Protokoll ein Tiefpunkt im Heidbundleben verzeichnet. Wegen schlechten Benehmens eines Aktiven wurde der Heidbund vom Direktor verboten. Am 18.03.1923 gelang es aber, die Aussöhnung mit Herrn Direktor Niemann anläßlich eines besonders gut vorbereiteten Convents beim A.H. Quirrl zu erreichen, der das gute Verhältnis wiederherstellte. Ostern 1923 verließ mit Erreichung der Altersgrenze Herr Direktor Niemann das Gymnasium. Im Grunde war er dem Heidbund immer ein warmer Förderer gewesen, dem wir ein dankbares Andenken bewahren wollen.
Am 02.06.1923 nahm zum erstenmal der neue Chef, Herr Direktor Ohlendorf, an einem Convent des Heidbundes teil. Auch er ist dem Heidbund immer verbunden gewesen bis zu seinem Tode am Oster-Montag 1965.
Ganz groß wurde das 30. Stiftungsfest 1925 gefeiert. Sogar eine eigene für dieses Fest erarbeitete Bierzeitung "Organ der tumben Brüderlein" wurde vom Heidbund herausgegeben, die großen Beifall fand. Unter Anleitung von A.H. E. M. Siebrecht waren die Räume der Gastwirtschaft Niemann reichlich mit Heide ausgeschmückt, an den Wänden hingen die Bilder der gefallenen Heidbundbrüder und auf einem langen Tische hatte Siebrecht seine streng gehüteten Schätze ausgebreitet: die Protokolle, Archive, Briefe, Andenken und dergleichen und zwei Skizzen der alten "Bude" und des "Heidehauses". Eingeleitet wurde das Fest mit einer offiziellen Totenehrung, bei der Siebrecht die Trauerrede hielt und A.H. Plesse den Beethovenschen Trauermarsch und zum Schluß das Lied vom guten Kameraden auf dem Klavier spielte. Nach einer Pause begann dann die Festkneipe, bei der dann u. a. die "Hobelbank" vorgetragen wurde und A. H. Klaebisch wieder seinen berühmten Fuchsenritt auf verkehrtherum gestellten Stühlen kommandierte.
Auch Herr Direktor Ohlendorf nahm am Stiftungsfest teil. Der Höhepunkt beim großen Festball am nächsten Abend war wohl ein "Semestertanz". Auch Cotillontänze waren damals üblich, wobei der Herr der Dame ein kleines Blumensträußchen überreichte und die Dame dem Herrn eine kleine bunte Schleife zum Anstecken übergab. Wer dann die meisten Sträußchen oder Schleifen erhalten hatte, war mächtig stolz und offenbar beim anderen Geschlecht recht beliebt.
Weihnachten 1925 erhielt die Aktivitas für den Präsiden einen Schläger in den Stadtfarben blau/weiß, mit dem zu den Verabschiedungen der Aktiven nach bestandenem Abitur deren letzte Schülermütze von jedem Einzelnen zur Erinnerung durchstochen wurde.
Ab Oktober 1927 fanden regelmäßig Kegelabende auf der Kegelbahn der "Katerburg" statt, die viel Anklang fanden.
In dieser Zeit wurde auch eine sehr nette Einrichtung ins Leben gerufen: die jährlichen Weihnachtskneipen bzw. Weihnachtsfeiern, wobei jedesmal ein Weihnachtsmann erschien und die Teilnehmer mit kleinen Geschenken und fröhlichen Reden erfreute.
Um 1928/29 wurde die Aufnahme der von der Aktivitas zu "Alten Herren" ernannten Mitglieder in den A.H.V. mit einer lustigen Aufnahmeprüfung verbunden, die natürlich jedesmal nur "trotz erheblicher Bedenken" bestanden wurde.
Die Stiftungsfeste 1931 und 1932 beschränkten sich wegen der schweren Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit auf jeweils nur eine Kneipe.
Im Zuge der nationalsozialistischen Zeit ab 1933 ist es interessant, in einer Mitteilung des A.H.V. vom 03.08.1935 vom "Führer" des A.H.V. und seinem Beirat zu lesen. Offenbar ist also auch dieser Kelch nicht an unserem guten Siebrecht vorübergegangen, der sich so gar nicht mit dieser Zeit abfinden konnte.
Das 40. Stiftungsfest 1935 wurde wie das 30. Stiftungsfest wieder größer gefeiert. Den Höhepunkt bildete wohl eine Aufführung von Aktivitas und Altherrenschaft der "Antigone" als Parodie der klassischen Antigone. Hier tat sich besonders der "Thebanerchor" mit den Alten Herren Siebrecht, Dr. Waltke, Dr. A. Haacke und Trüller hervor, die in wallenden weißen Gewändern und langen weißen Bärten einen sehr würdigen Eindruck zu machen suchten. Auch unser Gründer AH. EM. Professor Leo Ubbelohde war zu aller Freude einmal wieder beim Heidbund und freute sich über das, was aus seiner und seiner Freunde Gründung 1895 geworden war.

Auch eine Quadrille wurde von den Älteren getanzt und damit Jugenderinnerungen aufgefrischt.
Bei der Abiturienten-Entlassungskneipe 1938 gab es keine Schülermützen mehr zum Durchstechen. Ein netter Brauch ging damit zu Ende.
Eine heute geradezu unmögliche Begebenheit hat sich nach dem Protokoll vom 29. 12.1938 bei der Rückfahrt von A.H.V. Treffen zugetragen: "In und auf einem Viersitzer-Auto saßen 12 Mann und fuhren bei Glatteis mit 60 km Geschwindigkeit nach Haus" !
Dann kam der zweite Weltkrieg. Wenn auch kaum Rundschreiben versandt wurden, bemühte sich Siebrecht wieder, die Alten Herren zusammenzuhalten. Ab und zu gelang es ihm auch, zu den nun zur Tradition gewordenen Altherrentreffen zwischen Weihnachten und Neujahr einzelne Mitglieder während ihrer kurzen Urlaubstage zusammen zubekommen. Die Aktivitas wurde dann immer im Anschluß an den Altherrenconvent eingeladen, wobei es nach Möglichkeit noch Braunkohl und Brägenwurst oder ähnliches in beschränktem Umfange zu essen gab
Wer wollte es wohl diesen jungen Menschen trotz des Ernstes der Zeit verdenken, wenn dann die Wogen der Fröhlichkeit hochschlugen und getrunken und gesungen wurde: Keiner von ihnen wußte doch, ob es nicht die letzte Kneipe für ihn war.
Im Protokoll vom 04.06.1943 wurde eingetragen: "Im Verlauf der nächsten Wochen wurde fast die ganze Aktivitas des Heidbundes zur Wehrmacht oder als Luftwaffenhelfer eingezogen. Unser Nachwuchs wäre einmal zu jung gewesen und zweitens hätte er in dieser Zeit keine Muße mehr zum Verbindungsleben gehabt. Nachdem die Füchse Klaus Wulkop und v. d. Wense noch ihre Burschenprüfungen bestanden hatten, die anläßlich des letzten Conventes am 05.08.1943 stattfanden, sah sich der Heidbund Ende August 1943 gezwungen, das Vereinsleben zu schließen in der Hoffnung, daß eine baldige bessere Zeit ein blühendes Wiedererstehen des Heidbundes ermöglichen würde.
Im zweiten Weltkrieg brachte der Heidbund wieder ungeheure Opfer. Nach den Aufzeichnungen waren es insgesamt 36 Gefallene oder an den Folgen Verstorbene und 8 Vermißte, die nicht mehr zurückkehrten. Auch sie alle sind mit ihren Namen und Schicksalen im Archiv zu dieser Geschichte des Heidbundes im Band 2 d) zu ewigem Gedächtnis festgehalten. Auch dieser Heidbundbrüder wollen wir an dieser Stelle ehrend gedenken!
Das Gymnasium Ernestinum wurde im zweiten Weltkriege zweckentfremdet und als Lazarett benutzt. Der Unterricht fand im obersten Stockwerk statt. Nach Kriegsende wurde das gesamte Gebäude von der englischen Besatzungsmacht beschlagnahmt. Der Schulbetrieb wurde im Alten Gymnasium (Thaerseminar) durchgeführt, später teilweise auch im Logengebäude in der Magnusstraße.
1945 schlossen sich die aus dem Kriege zurückgekehrten Heidbündler mit dem alten Stamm mit Genehmigung der Besatzungsmacht erneut zusammen. A.H. E. M. Siebrecht nahm seine Tätigkeit zum Segen des Heidbundes wieder auf.
Das 50. Stiftungsfest wurde nach dem verlorenen Kriege nur in ganz kleinem Rahmen von A.H.V. begangen.
Auf dem Convent vom 12.12.1945 wurde beschlossen
1) den leidbund durch eine maßgebliche Behörde als Freundeskreis genehmigen zu lassen
2) den ehemaligen Präsiden Klaus Wulkop für das lfd. Semester zum 1. Vorsitzenden zu wählen
3) dem Heidbund als Grundlage eine neue zeitgemäße Satzung zu geben. (Sie trat am 26.02.1946 in Kraft)
Wegen der Verdienste, die sich Klaus Wulkop für den Wiederaufbau des Heidbundes gemacht hatte, ernannte ihn die Aktivitas am 28.06.1946 zum "Adjutor honorabilis"
Im Gegensatz zu den Direktoren Niemann und Ohlendorf war der nach dem 2. Weltkriege amtierende Direktor Dr. Alexander kein Freund des Heidbundes. Wie im Protokoll vorn 23.09.1947 steht, lehnte er jegliche Zusammenarbeit mit dem Heidbund ab. Erst sein Nachfolger, Herr Direktor Seebaß, hatte wieder Kontakt zum Heidbund und nahm des öfteren an Veranstaltungen teil.
Das Vermögen des Heidbundes ging mit der Währungsreform vorn 20.06.1948 zum zweitenmal fast restlos verloren.
Danach nahm der Heidbund wieder einen sehr erfreulichen Aufschwung. Eine besonders schöne Zeit im Heidbund haben wohl die Mitglieder erlebt, die zwischen 1946 und 1953 aktiv waren. In dieser Zeit, vor allem unter dem Präsiden E. Heinichen, war immer etwas los. Es wurden großartige Feste im Garten des Landratsamtes gefeiert, Stücke aufgeführt, Bootsfahrten auf der Aller und Radfahrten in die Heide unternommen. Besonders bemühte sich damals der A.H. Thies aus Gr. Oesingen um die Aktivitas. Er nahm oft an ihren Veranstaltungen teil und lud den Heidbund häufig nach Gr. Oesingen ein, wo gewandert, geschossen, gegessen und getrunken wurde. Als Dank und Anerkennung für seine Mühen ernannte ihn die Aktivitas am 17.12.1947 zum Ehrenmitglied.
Das 55. Stiftungsfest 1950, wurde wieder größer gefeiert, weil das 50. praktisch ausgefallen war. A.H. E. M. Siebrecht stellte wie beim 30. Stiftungsfest die gesammelten Erinnerungsstücke des Heidbundes aus, die wieder großes Interesse fanden. Vier Bierseidel stiftete der A.H.V. und der inzwischen beschädigte Schläger wurde aufgefrischt und mit dem eingravierten Vers versehen. "Gestiftet einst von Oskar Trüller
erneuert jetzt von Grahn, Düpierry, Müller". (Das waren die Alten Herren aus Bergen.)
Vom 18. bis 20. September. 1953 fand im großen Saal der Städtischen Union die 625 Jahrfeier des Gymnasiums Ernestinum statt. Man hatte dieses Alter festgestellt, nachdem man noch wenige Jahre vorher das Alter mit 600 Jahren angenommen hatte. Die Festansprache hielt unser Gründungsmitglied Professor L. Ubbelohde.
Wie ein Semesterbericht vom Sommer 1960 berichtet, zeltete erstmalig die Aktivitas an der Aller bei Oppershausen, was so großen Anklang fand, daß es jetzt in jedem Jahre stattfindet. Der A.H.V. beteiligt sich immer mit einem Zuschuß.
Nach dieser Hoch-Zeit im Heidbund ging es langsam wieder bergab. Die Kneipen wurden weniger und der Schwung ließ nach. Es wurde Wein, Grog, Punsch und anderes getrunken und weniger Bier. Leider wurden auch die Eintragungen in das Protokollbuch kürzer und nicht mehr so anschaulich wie bisher vorgenommen. Man kann eben in der Geschichte des Heidbundes feststellen, daß es Hoch- und Tiefzeiten gegeben hat, die aber immer wieder überwunden werden konnten.
Das Rundschreiben vom 25.11.1961 berichtet, daß das Gasthaus Niemann, früher Löhr, in dem der Heidbund so viele großartige Feste gefeiert hatte, abgerissen wurde und einem Neubau der Stadtsparkasse weichen mußte. Die älteren Heidbündler wird das schmerzlich berühren!
Gleichsam als ob sich diese äußeren Ereignisse auf das innere Geschehen im Heidbund übertragen hätten, ging der Zusammenhalt im Heidbund, insbesondere die Verbindung zwischen der Aktivitas und dem A.H.V., langsam zurück. Die eigentliche Ursache ist schwer feststellbar. Einerseits mag die zunehmende Unbeweglichkeit unseres lieben Siebrecht dazu beigetragen haben, der sich mit schwerem Beinleiden kaum noch bewegen konnte und wenig aus seinem Zimmer herauskam, so daß die sonst regelmäßige Verbindung zur Aktivitas abriß: Mehr aber war es wohl der Anbruch einer veränderten Auffassung der Aktivitas über das Leben im Heidbund, insbesondere der Wegfall von Kneipen, die früher so oft die Alten Herren mit der Aktivitas zusammengeführt hatten. Auch die Zahlungen stockten immer mehr. Es mag auch noch andere Gründe gegeben haben. Jedenfalls berichtete ein Satz im Rundschreiben vom 01. 10.1963: "Die augenblickliche Lage ist gleichbedeutend mit einem langsamen Sterbevorgang".
Inzwischen waren im damaligen Vorstand des A.H.V. (Siebrecht, Trüller, Kl. Wulkop) des öfteren Überlegungen angestellt worden, wie man den Heidbund wieder kräftigen könne, wie man also einerseits die Aktivitas wieder stärken und andererseits auch die Alten Herren mehr für den Heidbund interessieren könnte. Es fiel dabei der Ausdruck, daß wir Alten Herren uns doch eigentlich schämen müßten, die meiste Arbeit von unserem Siebrecht machen zu lassen und zuzusehen, wie der Heidbund langsam aber sicher einschlief. Wir wollten daher vor allem Siebrecht entlasten, Siebrecht fühlte sich aber trotz seines Alters so frisch, was er ja geistig auch zweifellos war, daß er den Vorsitz nicht niederlegen wollte und gern, wie er sagte, die 50 Jahre noch "vollmachen" möchte bis 1965, also die zwei Jahre, die an seiner 50 jährigen Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender im A.H.V. noch fehlten. Unter der besonderen Initiative von A.H. Klaus Wulkop, der eine Verteilung der Arbeiten im Vorstand zu Siebrechts Entlastung propagierte, wurde am 14.09.1963 ein Großer Convent des A.H.V. in der "Gerichtsklause" abgehalten, der wichtige Beschlüsse in dieser Richtung fassen sollte. Es wurde hier vorgetragen, daß der Vorstand so viele Köpfe haben sollte, wie etwa Altersklassen im A. H.V. vertreten waren. Man versprach sich davon auch Verbesserungen im Verhältnis zur Aktivitas. Alle Kneipgebräuche, die oft nur die Unterhaltung stören würden, sollten wegfallen und neue Wege für Veranstaltungen gefunden werden. Es wurde nach lebhafter Aussprache ein neuer Vorstand des A.H.V. gewählt, der aus Siebrecht als Vorsitzenden und Kassenverwalter und den A.H. Klaus Wulkop, Peter Dobberkau und Walter Gerecke als Beisitzer bestand. A.H. Trüller konnte sich aus verschiedenen Gründen mit dieser gutgemeinten Veränderung, die Siebrecht aber kaum Erleichterung brachte und eine vollständige Umstellung im Leben des Heidbundes bedeutete, nicht zur Übernahme eines Vorstandsamtes entschließen. Es wurde aber für ihn, in der Hoffnung, ihn umzustimmen, ein Posten im Vorstand freigehalten.
Zunächst lief alles recht erfreulich an. Die Beteiligung am Altherrentreffen mit der Aktivitas zwischen Weihnachten und Neujahr im "Sandkrug" war ausgezeichnet, aber im neuen Jahr 1964 ging der Aufschwung zurück, der Heidbund verfiel wieder und das Interesse erlahmte. A.H. Klaus Wulkop, der mit so großer Begeisterung an die Aufgabe herangegangen war, erkrankte und war geschäftlich so eingespannt, daß er glaubte, sein Vorstandsamt nicht mehr voll ausüben zu können; er legte es daher nieder.
In dieser Not, das sollten wir hoch anerkennen, sprang unser Alter Herr Wilhelm Wulkop aus Hamburg ein. Er brachte es fertig, im Hotel "Celler Hof" in Celle eine Sitzung der maßgeblichen und interessierten Alten Herren des Heidbundes zusammenzubringen, um über das weitere Bestehen des Heidbundes zu beraten. In leidenschaftlichem Apell an die alten Freundschaften, die im Heidbund geschlossen waren, wandte er sich an die Anwesenden. Es wurde ein neues Programm erarbetet. A.H. E. M. Oskar Trüller erklärte sich schließlich bereit, wieder im Vorstand mitzuarbeiten und das Amt des Vorsitzenden für eine Übergangszeit zu übernehmen wenn Siebrecht mit Erreichen des 80. Lebensjahres nach 50 jähriger Tätigkeit als Vorsitzender sein Amt niederlegen würde. Bis dahin hoffte man einen Jüngeren zu finden, der dieses Amt endgültig übernehmen würde.
So geschah es dann auch. Auf dem Convent des 70. Stiftungsfestes am 24.09.1965, auf dem Siebrecht noch einmal einen großen Rechenschaftsbericht ablegte und sein Amt abgab, wurde er besonders durch die feierliche Ernennung zum Ehrenvorsitzenden des Altherrenverbandes des Heidbundes geehrt und mit Geschenken des A.H.V. und der Aktivitas erfreut. Ein letzter donnernder Salamander wurde zu seinen Ehren gerieben: Der Dank für alles, was er für den Heidbund in 50 Jahren getan hatte.
Ein neuer Vorstand wurde anschließend vorgeschlagen und einstimmig gewählt. der aus A.H. E .M. Oskar Trüller als Vorsitzenden und Kassenverwalter und A.H. Klaus Luetkens und A.H. Peter Dobberkau als Beisitzer bestand.
Die Aktivitas ernannte ihrerseits die A.H. A. H. Klaus Luetkens, Peter Dobberkau und Wolfgang Haacke zu Ehrenmitgliedern des Heidbundes.
Ein neuer Anfang war gemacht. Regelmäßige Rundschreiben und Semesterberichte der Aktivitas gaben den Alten Herren ein lebendiges Bild vom Geschehen im Heidbund. Durch viele persönliche Schreiben an Alte Herren wurde die Verbindung mit ihnen wiederhergestellt. Ein neues Mitgliederverzeichnis wurde herausgegeben und eine neue Satzung für den A.H.V. aufgestellt und angenommen. Besonders wurde der Kontakt zur Aktivitas verstärkt, außerdem konnten ihr manche Zuwendungen gemacht werden.
Hinzu kam, daß auch ein neues Heim für die Aktivitas in Celle gefunden wurde, in dem Convente und Sitzungen abgehalten wurden. Das Heim, das von den Familien Haacke gegen eine tragbare monatliche Miete zur Verfügung gestellt wurde, wurde nun ausgestattet. wobei wesentliche Einrichtungsgegenstände gestiftet wurden, so daß eine ursprünglich vorgesehene Umlage nicht mehr voll in Anspruch genommen zu werden brauchte. Allen Spendern auch an dieser Stelle herzlichen Dank:
Unser lieber Alter Siebrecht, der am 05.09.1965, 80 Jahre alt geworden war, hat diesen Aufschwung noch erlebt und sich darüber gefreut. Am 09.03.1968 starb er ganz plötzlich und still. Auf dem Neuenhäuser Friedhof wurde er beigesetzt nach einer würdevollen und stark besuchten Trauerfeier in der Neuenhäuser Kirche. Der Heidbund brachte ihm in der Celleschen Zeitung vom 10.03.1968 einen Nachruf mit folgenden Worten: "Unser hochverehrter Freund

Friedrich Siebrecht

Ehrenvorsitzender des Altherrenverbandes des "Heidbund", ist nach einem erfüllten Leben still von uns gegangen.
Über 50 Jahre hat er den Vorsitz unseres Verbandes treu und gewissenhaft geführt. Die Aktivitas und wir verlieren in ihm einen warmherzigen, väterlichen Freund, der immer für uns da war. Wir verdanken ihm unendlich viel. Voller Trauer nehmen wir Abschied und werden ihm ein dankbares Andenken bewahren".
Zu seinem Geburtstag an jedem 5. September und seinem Todestag am 9. März legt der Heidbund einen Kranz auf sein Grab in ehrendem Andenken an ihn, dem der Heidbund so unendlich viel zu verdanken hat.
Aber dass Leben geht weiter. Erstmalig erhielten auch die Alten Herren im Ausland ein Rundschreiben, das sie über die Verhältnisse im Heidbund unterrichtete.
Im Convent des A.H.V. am 29.12.1967 wurde die neue Satzung endgültig angenommen, wonach der Vorstand jetzt für jeweils zwei Jahre gewählt und die Kassenverwaltung von den Aufgaben des Vorsitzenden abgetrennt und von einem anderen Vorstandsmitglied übernommen wurde, der regelmäßig von einem gewählten Kassenprüfer kontrolliert wird.
A.H. E. M. Siebrecht hatte alle Geschenke, die er zu Lebzeiten vom Heidbund erhalten hatte, aufgehoben und sie testamentarisch dem Heidbund zurückvermacht. Außerdem vermachte die Erbengemeinschaft dem Heidbund insgesamt 2.500, -- DM. Der Vorstand des Heidbundes beschloß, die ersten 500, -- DM zum Ankauf von wertvollen Büchern, in erster Linie Nachschlagewerke aus Literatur, Geschichte, Musik und Malerei, für die Aktivitas zu verwenden und den Rest auf ein Sparkonto zu legen. Der Große Convent vom 29.12.1969 beschloß ferner, weitere etwa 500, -- DM für Beschaffung von notwendigen Geräten für den Chemie- oder Physik-Unterricht als Stiftung des Heidbundes an das Gymnasium zu geben. Auf dem Großen Convent am 29.12.1970 wurde auf Antrag beschlossen, den Rest für die Finanzierung dieser Geschichte des Heidbundes zu verwenden, was sicherlich im Sinne unseres alten Siebrecht sein würde.
Nach vierjähriger Tätigkeit als Vorsitzender des A.H.V. legte A.H. E. M, Trüller auf dem M.C. am 29.12.1969 sein Amt in jüngere Hände. A.H. E. M. Peter Dobberkau wurde zu seinem Nachfolger gewählt. Der Heidbund lebt!
Unter der neuen Führung konnte das 75. Stiftungsfest begangen werden.
Die Geschichte des Heidbundes von 75 Jahren ist zu Ende. Mögen spätere Geschichtsschreiber daran anknüpfen und über noch viele weitere Jahrzehnte unseres Heidbundes möglichst viel Gutes berichten können.

Unser Heidbund vivat, crescat, floreat !
Oskar Trüller

II. 3) Haidbund - Heidbund

Von der Gründungs-Schreibweise "Haidbund" ist man offenbar sehr schnell abgekommen. Sie bleibt in den Protokollen nur kurze Zeit bestehen. Schon bald nach der Gründung erscheint die spätere Schreibweise "Heidbund'! Es lag nahe, mit diesem Namen auf die Heide zu verweisen, da Celle am Südausgang der Lüneburger Heide liegt. Heide wurde später immer wieder verwendet, sei es zur Ausschmückung der Räume bei den Stiftungsfesten, sei es zur Umwindung des großen Heidbundzirkels.
Auch von A.H. Werner Grahn, dem späteren Ehrenmitglied, wurde die Heide mit einem selbstgedichteten vierten Vers des Heidbundliedes "Burschen heraus!" hervorgehoben:
"Heidbund voran! Lasset es schallen von Mann zu Mann! Heidekraut im Winde weht, Heidbund stets auf's neu ersteht. Jugendfrohsinn, Jugendkraft, haben es immer noch geschafft. Heidbund voran ! "

II. 4) Heidbund-Ringe und -Zirkel

Heidbund-Ringe
Schon Weihnachten 1895 schenkten sich die Gründer gegenseitig silberne Verbindungsringe. Innen stand der eigene Name, während außen die Monogramme der anderen graviert waren.
In der Verfassung vom 17.08.1901 wird der silberne Ring als Zeichen der Zugehörigkeit zum Heidbund genannt. Die äußere Seite, mit einer Platte in Wappenform, trug das Monogramm des Besitzers, auf der Innenseite stand "Heidbund 20.10.1895".
Als ein Zeichen besonderer Freundschaft galt der Austausch der Ringe zwischen zwei Mitgliedern.
Der Ring wurde gewöhnlich nach bestandener Burschenprüfung überreicht. Die Kosten wurden teilweise selbst, teilweise von der Altherrenkasse getragen.

Heidbund-Zirkel
Der Gründer, Leo Ubbelohde, hat, wie aus einem Schreiben an Werner Grahn hervorgeht, gleich bei seinem ersten Gespräch mit Erich Zweigert einen Heidbundzirkel entworfen. Er sollte mit seinen verschlungenen Buchstaben bedeuten: Heidbund Vivat Crescat Floreat.
Eine kleine Schleife innerhalb der ersten Schleife sollte den kleinen Schreibbuchstaben "b" mit Häkchen zeigen, den Anfangsbuchstaben der zweiten Silbe des Wortes "Heidbund". Der Zirkel hat folgendes Aussehen:

II. 5) Schülervereine am Gymnasium

Etwa um 1902 vereinigten sich zwei Schülerverbindungen, die "Corona" und die "Aristrocratia" aus beiderseitigem Mitgliedermangel unter dem Namen "Sachso-Teutonia". Diese Verbindung wurde aber im März 1905, wie es heißt "auf Anzeige einer Hildesheimer Schule" vom Direktor aufgehoben. Alle vorhandenen Coleurgegenstände und dgl. mußten abgeliefert werden.
Am 1.03.1906 berichtet der Präside Siebrecht im Protokoll, daß nach Auflösung der "Sachso-Teutonia" im letzten Winter auch die beiden anderen Verbindungen "Amicitia" in Lachtehausen und "Walhalla" in Groß Hehlen aufgeflogen seien.
Im Frühjahr 1908 wurde ein zweiter Leseverein, der "Quickborn", ins Leben gerufen, der auch heute noch besteht. Abgesehen von gelegentlichen kleineren Reibereien, ist das Verhältnis der beiden literarischen Vereine am Gymnasium meist recht freundschaftlich gewesen und aus den Protokollen geht immer wieder hervor, daß die Präsiden des Heidbundes und des Quickborns sich bei Stiftungsfesten gegenseitig besuchten und ab und zu auch Kegel- oder Tennis-Wettbewerbe ausgetragen werden.
Auf ganz anderem Gebiet liegen Turn- und Sportvereine verschiedener Disziplinen, die zum Teil heute noch bestehen, Wandervereine und kleinere philosophische und religiöse Zirkel. Sie sind daher hier nicht im Einzelnen aufgeführt.

II. 6) Die "Bude", das "Heidehaus" und das "Heidbundheim"

a) die "Bude"
Weihnachten 1899 wurde die sogenannte "Bude", ein Zimmer in einem Hinterhaus der Wohnung des Oberprimaners W. Grahn auf der Stechbahn 13, eingerichtet, das von den Eltern für den Heidbund zur Verfügung gestellt
wurde. Diese "Bude" spielte in den folgenden Jahren eine große Rolle. Man war dort ziemlich ungestört und unter sich. Dort wurden die ersten Kneipen abgehalten. Es muß urgemütlich gewesen sein! Es wurden auch kleine Vorräte an Getränken und Tabak gehalten, die gegen ein geringes Entgelt zu kaufen waren. Vielfach wurde noch aus langen oder halblangen Pfeifen geraucht.
Am 17.08.1901 wurde in der festlich geschmückten Bude eine neue Verfassung von den Aktiven und Alten Herren unterschrieben und damit in Kraft gesetzt.
Ende des Jahres 1903 mußte die Bude geräumt werden. Das Haus wurde abgebrochen, um einem Museumsanbau Platz zu machen. Dafür wurde die Gaststätte "Löhr" in Klein-Hehlen (später "Niemann", jetzt Zweigstelle der Stadtsparkasse Celle) als Versammlungslokal gewählt.
In späteren Jahren, insbesondere nachdem 1961 auch die Gaststätte Niemann abgerissen war, gab es kein bestimmtes Stammlokal mehr; die Stiftungsfeste und Kneipen (soweit sie überhaupt noch stattfanden) wurden in den verschiedensten Lokalen abgehalten.

b) das "Heidehaus"
Das "Heidehaus" war ein alter Schafstall in Wittbeck, den der Heidbund auf Beschluß des M. C. vom 10.05.1912 für 15, -- Mark gepachtet hatte. Man radelte dorthin am Wochenende hinaus, becherte fröhlich, unternahm Spaziergänge, saß am Lagerfeuer und unterhielt sich. Bei schlechtem Wetter saß man drinnen. Man konnte dort auch übernachten. Das "Heidehaus" diente also dazu, das Freundschaftsband untereinander zu festigen und zu vertiefen. Diesen Zweck hat es seiner Zeit auch erfüllt.
Von eigenen Kräften wurde das Haus für unsere Heidbundzwecke hergerichtet und am 18.06.1912 mit einer Maibowle feierlichst eingeweiht. Es bekam dabei den Namen "Heidehaus". Manche schönen Stunden wurden hier verbracht.
Leider dauerte dies Glück nicht sehr lange. Im 1. Weltkrieg wurde 1915 verschiedentlich dort eingebrochen und Vieles zerschlagen. Das Gebäude wurde von Soldaten gelegentlich als Pferdestall benutzt. So wurde, wie das Protokoll am 30.09.1916 berichtet, das letzte noch Brauchbare abgeholt und das Heidehaus somit aufgegeben.
Zwar wurde am 03.12.1921 für 90, -- Mark das Haus nochmals gepachtet, auch in mühseliger Arbeit ein Brunnen gebohrt, aber es gelang nicht mehr, sich einzurichten. Am 04.07.1922 wurde es endgültig aufgegeben.

c) das "Heidbundheim"
Die Schwierigkeit, die Lesekonvente in den Häusern der Mitglieder abzuhalten, wurde wegen der Wohnungsknappheit nach dem 2. Weltkriege sehr groß, auch wohnten einige Mitglieder außerhalb von Celle. So war es eine wesentliche Erleichterung, als unser A. H. Gerhard Haacke und seine beiden Söhne, die AH.AH. Albert-Ernst und Wolfgang Haacke dem Heidbund das Gartenhaus der Familien auf ihrem Grundstück in der Speicherstraße gegen eine tragbare Miete zur Verfügung stellten.
Der A.H.V. nahm das Angebot sehr gern an. Vorsichtshalber erbat er sich von den Mitgliedern eine zusätzliche Umlage für das Heim, die auch bewilligt wurde. Durch großzügige Spenden, Eigenarbeit und Stiftung von Einrichtungsgegenständen gelang es, die Kosten so gering zu halten, daß diese Umlage später auf die Hälfte ermäßigt werden konnte. Ein Klavier, 1 Tisch mit 12 Stühlen, 1 Sessel, 1 Leselampe und ein Oelöfen waren die Haupteinrichtungsgegenstände.
Am Sonnabend, dem 26.09.1965, war die feierliche Einweihung. A. H. E. M. Klaebisch stiftete 21 prächtige Bierseidel mit eingebranntem Heidbundnamen und 5 neue Kommersbücher. Unser alter Siebrecht durfte diesen Tag noch erleben und freute sich darüber. Er wollte eigentlich den Namen "Bude" wieder aufleben lassen, aber die Familien Haacke meinten mit Recht, daß dieses Gartenhaus doch mehr als eine "Bude" sei. So kam man auf den Namen "Heidbundheim", den es noch bis heute trägt. Dort werden die Leseconvente der Aktivitas und kleinere Veranstaltungen abgehalten.

II. 7) Die Leitung des Heidbundes

Während es im Gründungsprotokoll noch heißt: „Der Heidbund versammelt sich jeden Sonntag abwechselnd in den elterlichen Wohnungen der einzelnen Mitglieder, wo in gänzlich ungebundener Weise ohne Präsidium oder sonstige Einschränkung des Einzelnen einige Stunden der gemeinsamen Unterhaltung aus allen sich darbietenden Gebieten der Künste und Wissenschaft dienen", ergab sich in der Praxis offenbar doch schon bald, daß es ohne eine Führung nicht ging. Nach Aufzeichnungen von A.H.E.M. Siebrecht soll der Gründer, Leo Ubbelohde, bis zu seinem Abgang von der Schule Ostern 1898, dieser Vorsitzende gewesen sein.
Aus dem Protokoll des Großen Conventes am 28.11.1997 geht hervor, daß an diesem Tage eine Aufgliederung der Mitglieder in einen Primaner-Convent (P.C.) und einen Sekundaner-Convent (S.C.) erfolgte. In der Folgezeit ergab sich allerdings häufiger, daß der P.C. so schwach besetzt war, daß er Anleihen vom S.C. nehmen musste.
In den Satzungen vom 17.08.01 wird von dem "Präsiden", seinem "Stellvertreter" und dem "Leiter des S.C." gesprochen. Alle drei bildeten das sogenannte "Kollegium".
Demnach muß es also schon vorher diese Führungsform gegeben haben. Aus den Protokollen zwischen 1895 und 1900 geht leider nicht hervor, wer damals in diesem Kollegium war. Da von 1900 ab die Protokolle inhaltsreicher waren und ab 1902 auch "Semesterberichte" an die Alten Herren hinausgingen, kann man von diesem Zeitpunkt an die Geschehnisse im Heidbund besser verfolgen.
Im Protokoll vom 17.09.1902 wird erwähnt, daß der Präside erstmalig eine "Fuchsenstunde" abgehalten hat, aber erst im Protokoll vom 25.08.1905 wird ein Fuchsmajor erwähnt. Damit war also das "Kollegium" aufgelöst und an seine Stelle ein "Vorstand" getreten. Das wird auch in den Satzungen von Michaelis 1908 festgestellt: "Der Vorstand besteht aus
1) dem ersten Vorsitzenden
2) dem zweiten Vorsitzenden
3) dem Fuchsmajor "
Die Funktionen im Vorstand änderten sich aber später, wie aus einem Protokoll vom 08.05.1913 hervorgeht. Der Vorstand bestand seither aus dem ersten Vorsitzenden, dem zweiten Vorsitzenden, zugleich Stellvertreter und Fuchsmajor, und dem dritten Vorsitzenden, der Schrift-, Kassen- und Bücherwart war.
Die "Satzungen der Lesegemeinschaft Heidbund" vom 05.02.1943 bringen sehr wesentliche Änderungen. Nach dieser Satzung ernennt der Direktor des Gymnasium Ernestinum den "Leiter" und "Stellvertretenden Leiter". Der Name "Fuchsmajor" ist ganz verschwunden und die Leitung der "Lesegemeinschaft" besteht jetzt aus
1) dem Leiter
2) dem stellvertretenden Leiter
3) dem Kassenleiter
In der nächsten Satzung vom 26.02.1946 wird wieder vom "Vorstand" gesprochen. Er besteht aus
1) dem ersten Vorsitzenden
2) dem zweiten Vorsitzenden und
3) dem Kassenwart.
Nach dieser Satzung wird der Vorstand wieder von den Mitgliedern gewählt. So gilt die Satzung auch heute noch.

II. 8) Convente

Der Heidbund unterscheidet zwischen den normalen kleinen Conventen und dem "Großen Convent" (Magnus Conventus = MC).
Die normalen kleinen Convente sind die Zusammenkünfte der Aktiven des Heidbundes in den elterlichen Wohnungen oder im „Heidbundheim", bei denen Werke der Weltliteratur teilweise mit verteilten Rollen gelesen, Vorträge gehalten oder musikalische Darbietungen gebracht werden. Der jeweilige Präside hat diese Convente zu leiten, mit Zustimmung des M.C. die Lesestücke auszusuchen und gegebenenfalls die Rollen zu verteilen. An diese Lesestücke oder Vorträge schließt sich dann gewöhnlich eine Diskussion an und zum Schluß erlabt man sich an Pudding oder Gebäck und Getränken.
Ist der Convent beendet, singt man mit verteilten Rollen den "Conventsdank". (Melodie: "Mein Lebenslauf ist Lieb und Lust"... )
Gastgeber:

Conventus iste nobilis
laetetur his conviviis
et, meramente gaudeat
Alle: et dignas laudes referat
et summo patris filio
et hospite largissimo
et tali dicto nomine
ut longo vivat tempore!
Conventus hospes vivat
in aevum crescat floreat;
Conventus hospes vivat
in aevum floreat!


Eine ganz andere Bedeutung haben die Großen Convente (M.C.). Auf ihnen werden die Richtlinien für die Führung des Heidbundes beraten. Satzungsänderungen besprochen und neue Satzungen festgelegt. Hier wird über Neuaufnahmen abgestimmt, werden Strafen verhängt, Burschenprüfungen vorgenommen und Veranstaltungen geplant usw… . In der Geschichte des Heidbundes ist die Bestimmung wiederholt gewechselt, ob Füchse, außerordentliche Mitglieder oder Alte Herren daran teilnehmen und abstimmen durften. Immer aber hatten Ehrenmitglieder das gleiche Recht wie die Aktiven und volles Stimmrecht.
Will man das Leben des Heidbundes in den 75 Jahren von 1895 bis 1970 rückblickend zusammenfassen, kann man feststellen, daß einzig und allein die Beschäftigung mit der Literatur unverändert geblieben ist, auch wenn es bezüglich des Lesestoffes gewaltige Änderungen gegeben hat. In den Jahren bis etwa 1925 wurden in der Mehrzahl Stücke von Klassikern gelesen, teilweise mit verteilten Rollen. Außerdem wurde von jedem Einzelnen erwartet, daß er einen Vortrag über irgendein Thema der Literatur oder andere verwandte Geisteswissenschaften hielt, woran sich dann eine Diskussion anschloss. Im Laufe der Zeit, und das erscheint mir als Fortschritt, las man auch andere Stücke oder Gedichte, um sich ein Bild zu machen auch von solchen Schriftstellern, die "moderne Auffassungen" hatten oder sogar sehr umstritten waren. Mit Recht könnten wohl die Aktiven heute darauf hinweisen, daß man, um sich ein richtiges Urteil bilden zu können, auch Bücher oder Stücke ausländischer Autoren und ebenso von der althergebrachten Auffassung abweichende Erzeugnisse lesen sollte. Natürlich ist damit die Gefahr nicht ausgeschlossen, daß die Diskussion in politische oder gar in revolutionäre Bahnen gerät, die sich gegen christliche Auffassungen und alte Anschauungen richten. Wir können aber das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen und müssen uns darauf einstellen, daß eine neue Generation auch neue Gedanken aufbringt und heiß und leidenschaftlich darum ringt. Auch wächst die heutige Generation in einer anderen Umwelt auf als die ältere. Die Jugend ist politisch interessierter geworden. Probleme, mit denen die Älteren nie konfrontiert wurden, stürmen mit den Massenmedien wie Zeitungen, Zeitschriften, Radio und Fernsehen auf sie ein. Sie muß damit fertig werden. Genau so liegt es im Heidbund. Wir wollen froh sein, daß sich trotz der veränderten Verhältnisse immer noch junge Menschen im Heidbund zusammenfinden, um sich in freundschaftlicher Verbundenheit mit diesen Dingen zu beschäftigen und die Verbindung zu den Alten Herren nicht abreißen lassen, wie wir Alten Herren die Aktivitas nicht im Stich lassen dürfen. Die Jugend ist sicherlich nicht schlechter als wir es damals waren!

 

II. 9) Kneipen

Die Kneipen im Heidbund spielten in den ersten Jahren des Bestehens eine bedeutende Rolle. Sie waren bei der Beschaulichkeit der damaligen Zeit eine angenehme Abwechslung. Es ging meist sehr feuchtfröhlich und lustig zu und manche Freundschaft für das Leben wurde hier geschlossen.
Es gab Semester-Antrittskneipen, Semester-Schlußkneipen, Abiturienten-Kneipen, Stiftungsfest-Kneipen und Kneipen anläßlich des Weihnachtsfestes. Auch war es damals üblich, daß ein Heidbündler, der nach bestandenem Abitur die Schule verließ, zu einer Abschiedskneipe einlud. Bei dieser Gelegenheit wurde feierlich während des Absingens des Liedes "Nun zuguterletzt, geben wir Dir jetzt..." (nach der Komposition von Mendelssohn) seine Oberprimanermütze von jedem Teilnehmer mit dem Speer durchstochen und ihm, wenn er besonders beliebt war oder sich Verdienste um den Heidbund erworben hatte, ein Erinnerungsschoppen überreicht.
In Anlehnung an studentische Trinksitten wurde eine bestimmte Kneipordnung eingehalten, die ihre Stütze in einem "Bierkomment" hatte, einer Ordnung, die sich die Gemeinschaft selbst gab. Nach der alten Chronik ist der erste Bierkomment am 17.03.1901 offiziell eingeführt. Nach diesem Bierkomment wurde die Kneiptafel nach Burschen und Füchsen eingeteilt. Am Kopf der Tafel saß der Präside, der die Kneipe zu leiten hatte, rechts und links von ihm die Burschen und Alten Herren. Ihm gegenüber am unteren Tischende saß der Fuchsmajor, an seiner Seite die Füchse, die er zu betreuen hatte. Es wurde unterschieden zwischen einem offiziellen und einem inoffiziellen Teil und der "Fidelitas". Während es im ersten Teil noch ganz streng nach Comment ging, der Toten gedacht und Begrüßungs- und Gegenreden gehalten wurden, insbesondere man auch das Heidbundlied ("Burschen heraus“!), zumeist mit Klavierbegleitung sang, wurde der inoffizielle Teil dadurch eingeleitet, daß der Präside sein "ach so schweres Amt" niederlegte und einen Alten Herren oder Burschen zum neuen Präsiden bestellte. Jetzt wurde es schon lockerer, und es war die große Kunst des neuen Präsiden, nunmehr Stimmung zu schaffen und doch eine gewisse Ordnung zu halten. Es gab dazu mancherlei Möglichkeiten innerhalb des Bierkomments: Man warf sich einen "Bierjungen" an den Kopf, der prompt mit "hängt" bestätigt wurde. Ein Unparteiischer wurde ernannt und nach seinem Kommando mußten die Gläser "ohne zu bluten" ausgetrunken werden. Der Verlierer wurde feierlich zum "zweiten Biersieger" erklärt. Auch wurden die Füchse aufgefordert, einen "Fuchsencantus" zu singen, von dem die Burschen hinterher meistens behaupteten, sie hätten ihn früher "viel besser" gesungen.
Auch wurde ein „Adlibitum" gesungen, d. h. einige vom Präsiden benannte Mitglieder mußten dann "innerhalb von 5 Bierminuten" (= 3 Zeitminuten) irgendeinen Gesang vortragen. Manchmal wurde auch ein Jüngerer von einem Älteren in den ersten, zweiten oder dritten "B.V." (Bierverschiß) gesteckt und mußte sich dann, schweigend mit dem Rücken zur Tafel sitzend, von einem "bierehrlichen Burschen" wieder in die "Bierehrlichkeit" zurückpauken lassen. Bisweilen trat auch ein "Biergericht" zusammen, durch welches irgendeine scherzweise vom Zaun gebrochene Streitfrage in lustiger Weise gerichtlich geklärt wurde, So verging die Zeit meist wie im Fluge. Wenn es dann 11 Uhr war (heute heißt es ja 23 Uhr), wurden die Keilfüchse mit freundlichen Worten nach Hause geschickt. An die Füchse wurde die Aufforderung gestellt: "Wer nach Hause gehen will, kann nach Hause gehen, wer nach Hause gehen muß, darf nach Hause gehen". Gingen die Wogen des Frohsinns dann ganz hoch, wurde die „Fidelitas“ oder gar die "Urfidelitas" verkündet, womit dann jeglicher Comment aufhörte und man noch manche Stunde vergnügt zusammen saß. Berühmtheit erlangte bei solchen lustigen Kneipen der sogenannte „Fuchsenritt", den unser A.H.E.M. Otto Klaebisch so musterhaft zu celebrieren wußte. Alle setzten sich rittlings auf den Stuhl, mit der Lehne nach vorn, und dann wurde ein Ritt um die Kneiptafel gemacht. Es sollen dabei ja allerdings auch mal Stühle zerbrochen sein!
Eine besondere Ehrung war das "Reiben eines Salamanders". Das geschah aber sehr selten und erforderte ein straffes Kommando und eine exakte Ausführung, wenn es die gewünschte Wirkung ausüben sollte. Für den, dem diese Ehrung galt, bedeutete es eine besondere Würdigung seiner Verdienste um den Heidbund.
Gewiß gab es bei Kneipen gelegentlich auch Auswüchse, wenn Einzelne sich nicht genügend in der Gewalt hatten. Das kam aber sehr selten vor und wurde vom Direktor hart bestraft. So wurde z. B. der gesamte Heidbund vom 23.10.1899 bis zum Weihnachtsfest desselben Jahres vom Direktor suspendiert, weil, wie es in der Chronik heißt, eine Kneipe in dem damaligen Ausflugskaffee "Petersburg" das "Mißfallen des Lehrerkollegiums erregt hatte“. Es wurde gern gefeiert und manchmal auf dem Nachhauseweg laut gesungen und so der Schlaf der lieben Mitbürger etwas gestört, aber Schlägereien oder Belästigungen von Passanten kamen nicht vor. Das wäre dem Einzelnen auch wohl schlecht bekommen und ein Verweis von der Schule hätte dann durchaus im Bereich des Möglichen gelegen.
Die Kneipen haben bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges eine bedeutende Rolle zur Vertiefung der Freundschaft gespielt. Aus den anfangs erwähnten Gründen war es zunächst eine großartige Ausfüllung der Freizeit. Man betrachtete eine Kneipordnung, den Bierkomment, nicht als einen Eingriff in die persönliche Freiheit, sondern saß fröhlich und unbeschwert zusammen und ersann unzählige Variationen, um die Kneipen lustig und abwechslungsreich innerhalb dieser selbstgewählten Ordnung zu gestalten.
Während des 1. Weltkrieges, als es wenig oder gar kein Bier gab, wurden weniger Kneipen abgehalten, man beschränkte sich damit eigentlich nur auf die Stiftungsfeste, Abiturientenentlassungsfeiern und Altherrentreffen am Ende des Jahres. Mit der Revolution von 1918 beginnend, wurde die bis dahin besondere Stellung der Gymnasiasten beschnitten und im Laufe der Jahre immer mehr nivelliert. Kneipen wurden, zumal man sie in ihrer eigentlichen Bedeutung als Erziehungsmittel zur Eigendisziplin völlig verkannte und Auswüchse studentischer Korporationen zu Unrecht verallgemeinert wurden, als Einrichtung einer vergangenen Gesellschaftsklasse abgetan. Die letzte Kneipe im Heidbund, die vielleicht gerade noch Anspruch hätte, als eine solche bezeichnet zu werden, war wohl die Abschiedskneipe von unserem Alten Herrn Siebrecht im "Waldfrieden" am 24.09.1965, den man an diesem Tage zum Ehrenvorsitzenden des Altherrenverbandes machte. Hier wurde der letzte "Salamander" zu seinen Ehren "gerieben“. Danach gab es keine Kneipen mehr in herkömmlichem Sinne mit Präsiden, Burschen, Fuchsmajor und Füchsen.
Wir müssen uns daran gewöhnen, daß eine andere Generation mit anderen Anschauungen herangewachsen ist, die in Kneipen wahrscheinlich eine Art Autoritätsausübung vermutet und in ihrem Drang nach persönlicher Freiheit diese Unterordnung ablehnt. Hinzu kommen die äußerlichen Veränderungen der Umwelt, die frühere Gebräuche nicht mehr zuläßt. Das Bier wird nicht mehr vom Faß von den Füchsen ausgeschenkt, sondern jedes einzelne Glas Bier muß bestellt werden und wird von der Bedienung serviert. Auch ein Lokal zu finden, in dem man ungestört sitzen, trinken und singen kann, ist immer schwieriger geworden. Der "weite" Weg nach Klein-Hehlen wurde schon zu anstrengend. Der wachsende Verkehr zwingt zur Zurückhaltung.

II. 10) Sonstige Beschäftigungen im Heidbund und das Auftreten seiner Mitglieder

a) Beschäftigung mit der Musik
Wenn man die vielen Protokolle von 1895 bis 1970 durchblättert, fällt auf, daß die Bereitschaft zur Darbietung guter Musik einzeln, im Duett und als Trio ausserordentlich geschwankt hat. Die Glanzzeit war wohl in den Jahren zwischen 1920 und 1925. Oftmals wurden in dieser Zeit die Stiftungsfeste, Weihnachtsfeiern und manchmal auch Kneipen durch gute Musik von Geige, Cello und Klavier verschönt. Die Namen der Geigenspieler Hohmann, Kl. Luetkens, der Cellospieler von Wrisberg und Quirl und der Klavierspieler W. Wulkop, Plesse und später Frisius kommen immer wieder in den Protokollen vor. Großartig waren auch die Leistungen unseres A.H. "Teddy" Waltke auf dem Klavier, mit denen er die Corona durch Schlager oder lustige Gesangsvorträge in Hochstimmung bringen konnte.
in späteren Jahren unterblieben leider bis auf wenige Ausnahmen immer mehr diese Musik-Darbietungen. Der Wohnungsmangel bzw. die Kleinheit der Wohnungen, die Hellhörigkeit in den Häusern mit mehreren Mietparteien, wenn jedes Üben auf dem Klavier durch das ganze Haus hallte und andere Mieter störte, ließ nur Wenige zum Klavierspielen kommen.
Das wirkte sich z. B. auch bei der Begleitung von Kommersliedern auf dem Klavier aus. Obwohl die Anzahl der gesungenen Kommerslieder geringer wurde und die Füchse nicht mehr so viele Texte zu lernen brauchten, fand sich selten ein Spieler aus der Aktivitas. Seit etwa 25 Jahren war der Verfasser oft der Einzige, der nach besten Kräften sich bemühte, die "brave Hauskapelle" zu machen.
Hoffentlich kommen auch wieder für den Heidbund Zeiten, in denen wieder mehr gute Musik betrieben wird!

b) Wanderungen
Eines fällt auf beim Studium der alten Protokolle: Was sind früher für große gemeinsame Wanderungen gemacht worden! Was wurden damals noch für Radtouren unternommen, um die schöne Umgebung von Celle kennenzulernen! Wieviel Ruderpartien führten die Aller aufwärts bis über Altencelle hinaus! Das waren Leistungen, die zwar als solche gar nicht empfunden wurden, aber zur Festigung der Kameradschaft und Freundschaft wesentlich beitrugen. Man sollte doch eigentlich annehmen, daß die sportgestählte Jugend diese Leistungen auch heute noch ohne Schwierigkeiten vollbringen könnte. Aber eigenartigerweise tut sie es nicht! Ist es nur Bequemlichkeit, weil es heute Autobusse und Bahnverbindungen oder eigene Motorfahrzeuge gibt, die ohne Anstrengung an das gleiche Ziel führen? Oder ist es der Zeitmangel oder die Ablenkung durch andere Freizeitgestaltung? Wieviele Schüler gibt es wohl, die zwar in Griechenland, in Italien oder Spanien waren, aber nicht die Schönheit der Lüneburger Heide kennen! Ist das nicht eigentlich schade?

c) Auftreten
Aus den Protokollen geht hervor, daß auf das Benehmen und Auftreten der Heidbundmitglieder großer Wert gelegt wurde, zumal der Direktor und das Lehrerkollegium wie auch die Eltern sehr darauf achteten. Kamen wirklich einmal Auswüchse vor, wurden sie hart verurteilt und auch mit Disziplinarstrafen belegt. Der Fuchsmajor war für das gute Verhalten seiner Füchse satzungsmäßig verantwortlich und seine Fuchsenstunden bezogen sich nicht zuletzt auch auf gutes Benehmen und Auftreten der Füchse innerhalb und außerhalb der Schule. Das traf auch auf das Verhältnis zur Damenwelt zu. Es war damals Ehrenpflicht der Aktiven, sich auch der Ehefrauen der Allen Herren oder Schwestern beim Tanzen anzunehmen und sich nicht nur seiner eigenen Dame zu widmen. Durch die freiere Beweglichkeit der weiblichen Jugend ist manche Schranke weggefallen und manches Geheimnisvolle zerstört. Gewiß sind manche alten Zöpfe abgeschnitten, die heute undenkbar wären, aber auch manches Schöne, was die damalige Jugend so hoch schätzte, ist verlorengegangen. Wollen wir deswegen die heutige Jugend verdammen, die doch in einer anderen Zeit groß geworden ist, oder umgekehrt die Alten und ihre Zeit verurteilen?

II 11) Verfassungen, Satzungen, Bestimmungen, Bierkomments

Der Heidbund hat sich bei seiner Gründung im Herbst 1895 Bestimmungen gegeben, die mit Datum vom 20.10.1995 nachträglich als "Gründungsprotokoll" bezeichnet wurden.
Bald jedoch entstand das Bedürfnis, nachdem sich der Heidbund zu einem Verein entwickelt hatte, durch Verfassungen und Satzungen das Vereinsleben der Aktivitas und der Alten Herren zu regeln. Da sich im Laufe der Zeit das Leben im Heidbund selbst, insbesondere aber auch die Umwelt, stark veränderte, wurden Ergänzungen und Änderungen erforderlich, die zunächst auf Grund von Conventsbeschlüssen im "Archivum" aufgezeichnet und später in Verfassungen oder Satzungen zusammengefaßt wurden.

Wir haben daher vereinsgeschichtlich folgende Bestimmungen zu unterscheiden:
a) Das Gründungsprotokoll vom 20.10.1895
b) Die Verfassung vom 17.08.1901
c) Die Satzungen des Heidbundes von Michaelis 1908
d) Die Satzungen des Heidbundes vom 05.02.1943
e) Die Satzungen des Heidbundes vom 26.02.1946
f) Die Satzungen des Verbandes Alter Herren des Heidbundes vom 20.10.1904
g) Die Satzungen des Verbandes Alter Herren (ohne Datum)
h) Die Satzungen des Verbandes Alter Herren des Heidbundes (A.H.V.) vom 29.12.1967
i) Die verschiedenen Bierkomments

Für die Geschichte des Heidbundes wird es genügen, die wesentlichen Merkmale oder Veränderungen gegenüber vorangegangenen Satzungen zu beschreiben. Die Wortlaute waren zunächst in den "Archivum" genannten Büchern niedergelegt oder später in gedruckter Form an alle Mitglieder ausgegeben. Ich habe die Wortlaute im Teil IV Archiv im Band 1 aufgeführt, so daß sie dort nachgelesen werden können. Es wäre natürlich wünschenswert, wenn spätere Neufassungen ebenfalls dorthin eingeordnet würden. Nun im Einzelnen:

a) Das Gründungsprotokolle vom 20.10.1895
In diesem Gründungsprotokoll, das sehr kurz gehalten ist, werden die Ursachen, die zur Gründung führten, sowie der Zweck des Heidbundes beschrieben. Außerdem wird die Bestimmung getroffen, daß alle Vorgänge im Heidbund "im Archivum" festzuhalten sind.

b) Die Verfassung vom 17.08.1901
war schon wesentlich ausführlicher und enthielt insgesamt 36 Paragraphen. Sie besagte, daß der Heidbund „eine mit Genehmigung des Direktors des Kgl. Gymnasiums zu Celle zum Zwecke der Beschäftigung mit der Literatur unter Bevorzugung des Dramas gegründete Vereinigung von Schülern" sei.
Die Verfassung legte fest, daß der Heidbund sich in einen Convent I. den Primaner-Convent (P.C.) und einen Convent II, den Sekundaner-Convent (S.C.) gliederte. Er sollte keine Farben tragen, besaß jedoch einen Zirkel, der „Heidbund, vivat, crescat, floreat" bedeutete.
Die Leitung des Heidbundes sollte ein gewählter Präside haben. Aus dem Präsiden, seinem Stellvertreter, der gleichzeitig Schriftführer und Kassenwart war, und dem Leiter des Sekundaner-Conventes setzte sich ein "Kollegium“ zusammen, das die eigentliche Geschäftsführung darstellte. Der Schriftführer war nach der Verfassung ausdrücklich verpflichtet, am Schluß jeden Semesters einen schriftlichen Bericht über die Tätigkeit des Heidbundes an die Alten Herren zu geben.
Ohne diese Vorschrift, die mit Ausnahme der Kriegsjahre immer eingehalten wurde, wäre eine Geschichtsschreibung über den Heidbund überhaupt nicht möglich gewesen.
Die Alten Herren hatten beim Großen Convent das Recht der Teilnahme mit beratender Stimme.
Wenn ein Mitglied vor seinem Abitur, mindestens drei Semester aktiv gewesen war, konnte es als inaktives Mitglied (i.a.M.) geführt werden.
Um den Heidbund besonders verdiente Alte Herren konnten zu Ehrenmitgliedern ernannt werden. Ihnen wurde eine Urkunde, von allen Mitgliedern der Aktivitas unterzeichnet, feierlich überreicht.

Ergänzungen und Änderungen zur Verfassung

Zu der Verfassung vom 17.08.1901 wurden im Laufe der Zeit einige Ergänzungen und Änderungen auf den Großen Conventen beschlossen. Sie wurden in das "Archivum" unter dem betr. Datum eingetragen und galten als Bestandteil der Satzungen. Aus diesen Bestimmungen sind folgende Beschlüsse von Interesse:

Am 08.12.1901 wurde bestimmt, daß es außer den aktiven und inaktiven Mitgliedern noch "außerordentliche Mitglieder" geben sollte, nämlich Personen, die nicht das Gymnasium in Celle besuchten, aber als Freunde des Heidbundes galten. Sie konnten allerdings nicht Mitglieder des A.H.V. werden.

Der Leiter des Sekundaner Conventes bekam die Aufgabe, die jüngeren Mitglieder in die "Allgemeinen Bierverhältnisse“ an Hand des "Bierkomments" einzuführen und Kommerslieder einzuüben.

Eine Bestimmung vorn 09.02.1902 regelte die Benutzung der "Bude", besonders die Entnahme von Vorräten und die Preise dafür.

Eine weitere Bestimmung vom 28.06.1902 besagte, daß die Mitglieder des Kollegiums den neuaufgenommenen Mitgliedern "Fuchsenstunden" zu geben hatten. (Kenntnis der Satzungen und des Bierkomments, „schickliches und gesetztes" Betragen u.s.w.)

In der Bestimmung vom 14.02.1903 war die Rede von einem von A.H. Vopp gestifteten Schild, den die Präsiden an seinen Nachfolger zu übergeben hatten. Dieser Schild ist leider verloren gegangen.

c) Die Satzungen des Heidebundes von Michaelis 1908

Mit diesen neuen Satzungen mit insgesamt 50 Paragraphen wurde die alte vom 17.08.1901 außer Kraft gesetzt. In Abänderung des bisherigen Paragraphen 1 wurde als Zweck des Heidbundes nicht nur "die Beschäftigung mit der Literatur" (unter Fortlassung der früheren Ergänzung "unter Bevorzugung des Dramas") sondern ausdrücklich auch "die Pflege der Kameradschaft" bezeichnet.

Unter dem Kapitel "Innere Einrichtungen des Heidbundes" wurde aus dem bisherigen "Kollegium" ein „Vorstand". Dieser setzte sich jetzt aus dem Ersten Vorsitzenden, dem Zweiten Vorsitzenden und dem Fuchsmajor zusammen. Der Fuchsmajor nahm also damals die dritte Stelle ein, nicht, wie später, die zweite.

Es folgten die sehr genau ins Einzelne gehenden Vorschriften über Rechte und Pflichten der Vorstandsmitglieder, wonach z.B. der zweite Vorsitzende gleichzeitig Schrift-Kassen- und Bücherwart war. Besonders ausführlich wurden die Aufgaben des Fuchsmajors festgelegt. Er sollte seine Füchse in alle Angelegenheiten des Vereinslebens einführen einschl. des Bierkomments und auch über das Betragen innerhalb und außerhalb des Vereinslebens wachen.

Nichtschüler des Gymnasiums, die in ein näheres Verhältnis zum Heidbund treten wollten, konnten ihm als "Verkehrsgäste" angehören.

Die Mitglieder des Heidbundes waren unter sich gleichberechtigt. Füchse waren einem älteren Mitglied nicht untergeordnet. Diese Unterordnung bestand nur an der Kneiptafel.

Ergänzungen und Änderungen zur Satzung von Michaelis 1908

Auch zu dieser Satzung wurden nachträglich ergänzende oder ändernde Bestimmungen beschlossen, die bindende Kraft wie die Satzungen hatten und im Archiv eingetragen wurden. Folgende Bestimmungen interessieren:

In der Bestimmung vom 29.03.1909 heißt es "Auf den sonntäglichen Conventen darf erst im gemütlichen Teil d. h. nach Beendigung des Lesens, Bier getrunken werden“.
Am 25.08.1920 wurde der § 31 der bisherigen Satzung dahingehend geändert, daß die Füchse nun doch eine den Burschen untergeordnete Stellung einnehmen sollten.
Am 03.11.1926 wurde beschlossen, daß die Füchse bei der Wahl des Fuchsmajors kein Stimmrecht haben sollten.
Wichtige Änderungen wurden am 18.10.1938 festgelegt. Die Reihenfolge im Vorstand war jetzt:

1) Erster Vorsitzender
2) Fuchsmajor
3) Dritter Vorsitzender

Auf dem gleichen Convent wurde die Trennung der Mitglieder in einen Primaner- und einen Sekundaner-Convent aufgehoben.

d) Die Satzungen des Heidbundes vom 05.02.1943

Um „eine neue Grundlage gegen Anfechtungen von fremder Seite zu haben", wie es in der Einleitung hieß, wurden im Einvernehmen mit dem Direktor neue Satzungen in 19 Paragraphen am 05.02.1943 erlassen. In diesen neuen Satzungen spiegelte sich die durch den Nationalsozialismus veränderten Verhältnisse wider, der auf eine "Gleichschaltung" aller Vereine hinzielte und das Führerprinzip auch in den Vereinen verankert haben wollte.
Der Heidbund wurde jetzt eine "Lesegemeinschaft" genannt. Ihr Zweck war: "eine besondere und vertiefende Beschäftigung mit wertvollen Schriftwerken, vornehmlich der deutschen Literatur, und die Pflege guter Freundschaft in kameradschaftlichen Zusammenkünften. Daneben sind Vorträge literarischen Inhaltes, Mitteilungen eigener literarischer oder anderer künstlerischer Arbeiten sowie musikalische Darbietungen erwünscht."
Im § 3 hieß es: "Der Direktor ernennt den "Leiter" und "Stellvertretenden-Leiter", die ihm vom Heidbund vorgeschlagen werden."
Alle Beschlüsse des M.C. von dauernder Gültigkeit bedurften der Zustimmung des Direktors.
Der Name "Kneipe" kam seither nicht mehr vor!

e) Die Satzungen des Heidbundes vom 26.02.1946

Der Krieg war beendet und verloren. Neue Verhältnisse waren eingetreten und eine neue Satzung erforderlich geworden.
Jetzt wurde vom "Programm" (Satzungen) der "Lesegemeinschaft" Heidbund gesprochen und im § 3 festgestellt, daß der Heidbund die Tradition des am 20.10.1895 gegründeten literarischen Vereins fortführt.
Es gab wieder einen „Vorstand“, der sich aus dem Ersten Vorsitzenden, dem Zweiten Vorsitzenden und dem Kassenwart zusammensetzte.
Der Erste Vorsitzende hatte die Leitung nach innen und außen. Der Zweite Vorsitzende war sein Stellvertreter, der die jungen Mitglieder in hierzu festgelegten Stunden in allen Angelegenheiten des Heidbundes zu unterweisen hatte. Diese Unterweisungsstunden hießen jetzt "Anwärterstunden". Der Kassenwart war gleichzeitig Schriftführer und Verwalter des Archivs.
Die aus der Aktivitas ausscheidenden Mitglieder waren verpflichtet, dem Altherrenverband beizutreten.
Um den Heidbund verdiente Alte Herren und Nichtmiglieder konnten zu Ehrenmitgliedern ernannt werden.
Die Anwärter hatten den älteren Mitgliedern gegenüber keine untergeordnete Stellung.

f) Die Satzungen des Verbandes Alter Herren des Heldbundes vom 20.10.1904

Nachdem mit den ersten Abiturientenentlassungen aus dem aktiven Leben des Heidbundes eine Reihe von Alten Herren hervorgegangen waren, schlossen sie sich in einem "Altherrenverband des Heidbundes" (A.H.V.) zusammen. Dieser gab sich am 20.10.1904 eine eigene Satzung. In 14 Paragraphen wurde der Zweck des Verbandes: "die Erstrebung eines engeren Zusammenschlusses der ehemaligen Mitglieder des Heidbundes und die Unterstützung des aktiven Heidbundes" festgelegt. (Wortlaut s. IV Archiv Band 1)

Danach wurde der A.H.V. durch ein jährlich zu wählendes "Kollegium". das sich aus dem Vorsitzenden und zwei Beisitzern zusammensetzte, geleitet. Die Unterstützung der Aktivitas bestand in erster Linie aus der Anschaffung von Büchern für ihre Bibliothek, aber auch aus der Übernahme der Kosten für die Semesterberichte und sonstigen Drucksachen. Auch die großen Kosten der Festlichkeiten sollten übernommen werden.

g) Die Satzungen des Verbandes Alter Herren (ohne Datum)

Diese gedruckte Satzung wich nur wenig von den ersten hektographierten Satzungen des A.H.V. vom 20.10.1904 ab. Sie enthielt 14 Paragraphen. Der Verband wurde vertreten durch den Vorstand (bisher Kollegium). Er wurde auf unbestimmte Zeit gewählt. Der Vorsitzende war gleichzeitig der Verwalter der Altherrenkasse. Über die Hälfte des Beitragsaufkommens verfügte der Vorstand allein, über die andere mit Mehrheitsbeschluß die Mitgliederversammlung.

h) Die Satzungen des Verbandes Alter Herren (A.H.V.) des Heidbundes vom 29.12.1967

Diese letzten noch heute gültigen Satzungen sind in einem kleinen Heft abgedruckt, das jedem Alten Herren bei der Aufnahme in den Altherrenverband überreicht wird. Sie sind in 10 Paragraphen nach einzelnen Kapiteln aufgegliedert.
Die wichtigsten Änderungen betrafen den Vorstand. Die Arbeiten des Vorsitzenden wurden dadurch erleichtert, daß das Amt des Kassenwartes von dem des Vorsitzenden getrennt wurde. Außer dem Vorsitzenden, dem Stellvertreter und dem Kassenwart gehören zum Vor-stand noch ein bis zwei Beisitzer. Der Vorstand wird auf dem Großen Convent des A.H.V. zwischen Weihnachten und Neujahr für je zwei Jahre gewählt. Jedes Jahr legt er auf diesem Convent einen Jahresbericht vor und stellt einen Etat für das kommende Jahr auf. Der Kassenwart gibt seinen Kassenbericht, der von einem Kassenprüfer geprüft ist.
Neu ist auch, daß, wie die Aktivitas Alte Herren, die sich um sie verdient gemacht haben, zu Ehrenmitgliedern (E.M.) ernennen kann, die Alten Herren nunmehr aus eigenen Reihen Mitglieder, die sich um den A.H.V. besonders verdient gemacht haben, zu Ehren- oder Ehrenvorstandsmitgliedern ernennen können. Dieser Satzungsbestimmung wurde vorgegriffen, als A.H.E.M. Siebrecht auf dem Großen Convent am 24.09.1965 zum Ehren-Vorsitzenden des Altherrenverbandes ernannt wurde.

i) Die verschiedenen Bierkomments
Der erste Bierkomment vom 17.03.1901, den der Heidbund sich gegeben hat, ist leider verloren gegangen. Aus der Chronik geht hervor, daß wohl auch später noch Bierkomments in geänderter Form aufgestellt wurden. Aber auch sie scheinen verlorengegangen zu sein.
Nur der Bierkomment, der am 24.10.1957 aufgestellt wurde und in gedrucktem kleinen gelben Heft vorliegt, ist erhalten geblieben und im Archiv dieser Geschichte im Band I aufbewahrt.
Dieser Bierkomment enthält 33 Paragraphen und ist aufgegliedert in Vorworte und die Kapitel "Kneipordnung', "Kneipgebräuche" und "Das Biergericht". Alle Einzelheiten einer "zünftigen" Kneipe sind also zusammengefaßt. Wichtig scheint mir vor allem das Vorwort zu sein, weil es das Wesentlichste über den Sinn einer Kneipe aussagt: Danach hat der Bierkomment zwei Hauptzwecken zu dienen, nämlich auf einer Kneipe

1) die Selbstdisziplin zu erlernen, d. h. sich anständig und ordentlich zu benehmen, auch wenn etwas mehr getrunken sein sollte, im Rahmen einer selbst gegebenen Kneipordnung,

2) Frohsinn und Geselligkeit zu pflegen durch zwanglose Unterhaltung, Singen gemeinsamer Kommerslieder und durch Anwendung der im Bierkomment liegenden Fröhlichkeiten.

Ferner heißt es noch ausdrücklich: "Eine Kneipe ist nicht dazu da, möglichst viel zu trinken, sondern sie soll eine fröhliche und trotzdem disziplinierte Tafelrunde sein, in der alle Zoten und sonstigen Auswüchse zu unterbleiben haben".
Wer diesen Sinn der Kneipen richtig erkannt hat, hat auch Freude daran gehabt. Im Abschnitt II/9) ist da-rüber ausführlicher gesprochen.

III. Nachwort des Vorsitzenden des Altherrenverbandes und der Aktivitas

75 Jahre Heidbund -
diese Chronik soll nicht geschlossen werden ohne ein Wort des herzlichen Dankes.

Des Dankes zuerst an Oskar Trüller, der, aufbauend auf die jahrelangen Vorarbeiten unseres verehrten Friedel Siebrecht, diese Chronik zusammengetragen und niedergeschrieben hat als das wesentliche Kernstück des Heidbund-Archives. Wer seine Arbeit verfolgt hat, weiß, welches große Maß an persönlichem und auch materiellem Einsatz notwendig war, um die vorhandenen Unterlagen zu sichten und zu ordnen.

Des Dankes auch an unseren unvergessenen Friedel Siebrecht, der bis zu seinem Tode die wesentlichen Grundlagen für diese Chronik gesammelt und bewahrt hat, und der mit seinem Vermächtnis an den Heidbund diese Chronik erst ermöglicht hat.

Ein Wort des Dankes aber auch an die vielen Heldbündler - ältere und jüngere - die in den 75 Jahren des Bestehens des Heidbundes ihn mitgestaltet und mitgetragen haben. Eine Gemeinschaft wie der Heidbund lebt nur in ihren Mitgliedern und durch ihre Mitglieder. Der Heidbund hat - diese Chronik zeigt es - immer Mitglieder gefunden, die mit ihrer Begeisterung und ihrem persönlichen Einsatz sein Geschick bestimmt haben.

Wir wissen nichts Besseres dem Heidbund zu wünschen, als daß er diese Begeisterung und Freude am Mitgestalten immer zu wecken vermag - mag sich auch der äußere Rahmen noch so sehr wandeln.

Willers Jessen
als Präside der Aktivitas

Peter Dobberkau
als Vorsitzender des Altherrenverbandes